Es ist die Nacht vor dem Auslaufen. Das dunkle Wasser leckt an der Schiffswand, der Mond erst eine kleine unscheinbare Sichel, kühles Licht. Die Männer an Bord schlafen tief und fest, liegen an der frischen Luft, damit das Morgenlicht sie weckt, die schreienden Vögel. Die Frauen arbeiten leise und schnell, zwei für jeden Mann, zwei an den Tauen, immer im Duett. Es läuft wie geplant. Die Aufschreie der Männer kommen zu spät, vermischen sich mit dem Aufklatschen im Wasser. Der auffrischende Wind hilft ihnen, treibt das Schiff rasch voran, die Segel drücken ihren Rücken durch, überrascht vom nächtlichen Aufbruch. Die Küste verliert sich in der Ferne. Der Kompass, die Sterne führen sie verlässlich. Sie legen nur an Häfen an, die sie nicht verraten, wissen sich geschickt zu tarnen. Der Weg ist weit. Kurz vor sie die Hoffnung verlieren, taucht das neue Land auf. Ausgezehrt, sonnenverbrannt kommen sie an, scheinen den Anwohnerinnen keine Gefahr, erschöpfte Frauen, die ans Ufer wanken. Sie werden in Empfang genommen, aufgepäppelt. Sie lernen einander verstehen, kauen die ungewohnten Laute so lange im Mund, drehen, wenden sie, hören zu, sprechen nach, bis die Gedanken, Ideen einander erreichen, Sinn geben, Informationen sicher weitergetragen werden von einer Kultur zur nächsten, sie warnen können, vor dem, was aus dem fernen Kontinent zu erwarten ist. So war das damals. Oma klappt das Buch zu. Schlaf jetzt meine Kleine. Oma, fragt sie, was wäre gewesen, wenn die Männer dort angekommen wären, mit Kriegsgeheul und ihren Plänen für die Eroberung. Kind, sagt sie, das wollen wir uns gar nicht vorstellen. Aber es ist ja gut gegangen. Die Frauen haben klug und mutig gehandelt. Schlaf gut, träum was Schönes.
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