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Autorenbildkatelijne7

Worum es geht

Corona Schröter, eine Sängerin und Schauspielerin, war als Jugendliche in Leipzig im 18. Jahrhundert ein absoluter Bühnenstar.

Sie sprach viele Sprachen, komponierte und malte.

Der junge Wolfgang von Goethe war völlig von den Socken, als er sie traf. Er holte sie als Sängerin nach Weimar, sie wurde seine Muse, es vereinten sich zwei Künstlerherzen in seinem Liebhabertheater.

Das Leben des großen Dichters war aber ein stürmischer Aprilhimmel mit dramatischen Wolken. Mit strahlender Sonne und Hagelsturm. Ein Himmel voller Leidenschaft und Sehnsucht.

Corona war nicht der einzige Engel, der dort unterwegs war.

Es gab noch Charlotte von Stein, die mit einem Stallmeister verheiratet war, 7 Jahre älter als Goethe war und 7 Kinder hatte. Auch sie wurde vom Dichter heißbegehrt. Am Anfang zierte sie sich, was das Feuer noch weiter auflodern ließ, aber später beanspruchte sie Goethe für sich alleine. Sie verhinderte, dass die Beziehung zwischen Corona und ihm zu kreativ wurde. Ihr waren aber ebenfalls die Hände gebunden, denn erstens war sie schon verheiratet und zweitens war ihre Chefin, Herzogin Anna Amalia, auch hinter Goethe her.

Goethe verabschiedete sich letztendlich von der reifen Dame und heiratete Christiane Vulpius, die 16 Jahre jünger als er war, lebensfroh, praktisch und natürlich. Charlotte zog sich beleidigt zurück, die fabulöse Corona war da schon 4 Jahre tot.

Sie ist an einer Lungenkrankheit gestorben.

Haben die Menschen im 18. Jahrhundert sich zum Date getroffen, sind sie zu zweit romantisch essen gegangen? Haben sie sich überhaupt wohl gefühlt in den engen Korsetten? Oder konnten sie nur dichten? Singen, schauspielern, Briefe schreiben, gezwungenermaßen bei Kerzenlicht? Mit kalten Füßen in dunklen Gemächern, unbequem, kränklich, eingeengt.

Was ist eigentlich die Absicht von einem Candlelight Dinner? so mein 20-jähriger Sohn, was bringt es, wenn man nicht sehen kann, was man isst?

Seine Schwester antwortet, es gehe dabei nicht ums Essen.

Er sieht sie mit zusammengekniffenen Augen an. Wie das? Man sitzt am Tisch, hat den Teller voll und es geht nicht ums Essen? Worum geht es dann?

Sie verdreht die Augen, findet, er stellt sich an.

Worum geht es, wenn man zusammen lebt, wenn man zusammen um den Tisch sitzt?

Bewusstes Essen, meint meine Tochter. Den Tisch richtig decken, sich die Zeit nehmen, leckere, farbenfrohe Gerichte. Schlichte Sachen, gute Qualität. Das richtige Werkzeug.

Vor allem ein scharfes Messer, versucht ihr kleiner Bruder beizusteuern.

Nicht zu viel reden, da sind sich alle einig.

Hauptsache viele Kalorien, wirft der 20-Jährige noch ein. Und nicht nach einer Stunde wieder Hunger haben und eine Pizza essen müssen.

Meine Tochter brät Kichererbsen in Sesammus, fügt Ahornsirup hinzu, Pfeffer und Salz. Sie sind sehr lecker als Topping über den Salat, über die Pasta, über den Gemüse-Eintopf.

Sie schmecken immer.

Am nächsten Morgen räume ich den Pizzakarton weg, der um Mitternacht dann doch noch den Weg aus dem Keller in die Küche gefunden hat, sein Inhalt wurde in den frühen Morgenstunden vernichtet.

Hülsenfrüchte sind gerade angesagt. Sie sind sehr gesund, machen eine schöne Haut, schöne Haare und sorgen für eine Topfigur. Sie machen satt. Außerdem eignen sie sich hervorragend zum Hamstern, das beliebteste Hobby in diesem Frühling.

Kichererbsen, Bohnen, Linsen, Erdnüsse. Die Erdnuss ist eine Hülsenfrucht, nichts ist so, wie man denkt. Die Erdbeere zählt zu den Nüssen, die Banane ist eine Beere.

Es ist Samstagabend, ich fahre noch kurz zum Supermarkt. Zeit zum Experimentieren, ich überlege, was ich kochen werde, jetzt, wo die Welt bewusster wird. Spaghetti ist nicht da, gut so, das wäre zu einfach. Linsen. Wirsing, Mangold. Ich sehe Ashwaghanda, das wirkt beruhigend. Kein Wunder, es ist die Schlafbeere. Die kaufe ich nicht ein, ich will es nicht übertreiben, finde mich ruhig genug.

Lutz sitzt an der Kasse, wir sprechen durch die neu angebrachte Plexiglas-Scheibe. Er hat viel zu tun, ist aber immer noch gut gelaunt.

Ente auf Calvados-Linsen. Zander mit Linsenspätzle in Dillgurken, lese ich auf den Zeitschriften dort, ich frage mich, wer solche Sachen kocht. Man sollte außerdem Hanfsamen einkaufen und Wassermelonenkerne, denn das sind Foods Trends für 2020.

Lutz lacht, er weiß es auch nicht.

Worum geht es also? So lange ich morgens im Bett einen Kaffee bekomme, während jemand die richtige Jazzmusik auflegt und die Fenster weit aufmacht, ist alles gut.

Ich esse Hülsenfrüchte. Erdnussbutter auf Schokokeksen.

Ich erzähle meine Träume, sehe das Herz auf dem Milchschaum, die Tasse liegt perfekt in der Hand.

Ich bin ruhig und habe keine Termine.

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