Die Honigbiene streckt die Zunge aus, denn sie riecht Kokain.
2020 durften wir kaum vor die Tür, Antwerpen lag in einem straffen Lockdown-Griff, die Spielplätze waren gesperrt, die Parks, die Flaniermeile entlang des Wassers, die alten Hafengebiete. Jetzt weiß man wieso. Es wurden in dem Jahr atemberaubende 64,5 Tonnen Kokain beschlagnahmt, mit einem Wert von 7,5 Milliarden Euro. Zudem ist man im Hafen von Antwerpen auf 14,5 Tonnen Hasch gestoßen, 336 kg Marihuana, 446 kg Heroine und 7,7 Tonnen Präkursoren, die Grundstoffe für die Drogenherstellung, wie ich in der Zeitung lese.
Jef van Hoofstat, der Autor des Artikels in der Gazet van Antwerpen, kommt zu der Schlussfolgerung, dass der Hafen von Antwerpen der Hauptumschlagplatz für Drogen bleibt.
Aber er wollte nicht einfach aufzählen, was man in meiner Heimatstadt alles so erwerben kann. Er wollte die Honigbiene vorstellen, die neue Waffe im Drogenkrieg.
Die Honigbiene riecht hundertmal besser als ein Hund. Dabei ist sie auch noch unfassbar fleißig, sie lässt sich innerhalb weniger Stunden trainieren und für ihre Aufgabe bei der Drogenbekämpfung rüsten. Ein Hund, der Drogen erschnüffeln soll, braucht für seine Ausbildung mindestens ein halbes Jahr.
In Zusammenarbeit mit Entomologen, also Insektenforschern, hat man schon vor einiger Zeit das Bienentraining entwickelt. Eine Biene wird mit 35 Kolleginnen in einer kleinen Kassette festgesetzt – das war’s auch schon mit Tierquälerei, schlimmer wird es nicht – und Luft, die nach Kokain riecht, wird angesaugt, gleichzeitig gibt es Zuckerwasser, das die Biene aufnehmen kann. Nach vier Mal hat sie den Dreh raus, sobald sie die Droge riecht, gibt es Zucker, sie streckt die Zunge raus, um ihn aufzusammeln. Nach dem Einsatz werden die Tiere wieder freigelassen und dürfen zu ihrem Bienenstock zurück, wo sie als Heldinnen gefeiert werden.
Ich stelle mir die Zollbeamten vor, wie sie mit ihrer bienenbestückten Kassette den Container entlangschnüffeln. Das Gerät saugt die Luft an, und wenn plötzlich fast alle die Zunge rausstrecken, gibt es eben doch nicht nur Bananen oder Teppiche da drin. Keine Angst, um die Reaktion der Insekten abzulesen, brauchen Sie keine Lesebrille. Die winzige Zunge wird von einem Detektor registriert.
Jef van Hoofstat fragt sich, wo man diese Methode noch einsetzen kann. Waffen aufspüren, Lungenkrebs. Covid-19? Wie riecht Corona?
Vergessen Sie die Corona-App, was Sie brauchen, ist eine Kassette mit 36 Bienen. Sie werden vier bis fünf Monate alt, also hat man etwas davon. Das Training ist etwas anstrengend für den Trainer, die Bienen leiden nicht, versichert der Entomologe. Aber wie ist das mit Datenschutz? Sie werden gefilmt, der Gesichtsausdruck wird analysiert, die Reaktion auf bestimmte Produkte wird registriert. Lohnt sich das Zuckerwasser dafür?
Den Hund, den Sie sich gerade zulegen wollten, weil Sie so viel spazieren gehen, können Sie sich sparen. Bienen machen viel weniger Abfall, sind vegan, also tausendmal besser für die Umwelt. Sie bellen nicht, riechen dafür Einbrecher schon, wenn der Einbruch nicht mehr als ein vager Gedanke ist, der gerade erst hinten in einem kriminellen Kopf entsteht. Ich bin mir sicher, dass sie für fast alles trainiert werden können.
Partnervermittlung. Alle wissen, wie wichtig Gerüche sind und wie schwer es für die menschliche Nase ist, den Weg durch das Labyrinth der überlagernden Fremdgerüche zu finden. Man könnte die Bienen einsetzen, um so ein lästiges zweites Date zu vermeiden. Es gälte: sofort Zunge raus, also ja, oder keine Reaktion, dann nein.
Endlose Möglichkeiten, falls Sie zu viel Zeit haben und etwas Neues ausprobieren wollen. Achten Sie nur darauf, die Tiere zu respektieren, ihre Bilder nicht ungefragt in den sozialen Netzwerken zu verbreiten und setzen Sie sie lieber nicht ein, um an illegale Drogen zu kommen. Das wäre kontraindiziert.
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