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Beutezug

Zehn Möwen im Tiefflug peilen die Fischbrötchen an, die grade über die Theke gehen. Ein Aufschrei. Es hat die Amerikanerin im gelbblühenden Kleid erwischt, das schon die ganze Zeit neckisch im Wind flattert. Blut tropft auf die Platten vor der Ausgabe. Die Dame schnappt nach Luft, schreit dazwischen hysterisch. Hitchcock wäre sehr zufrieden mit ihrer Performance gewesen. Im Schnitt schlägt die Bande fünfmal am Tag derart erfolgreich zu. Blut fließt selten, die Aufregung ist immer groß, bietet allen Hobbyfilmern perfektes Material für kurze Clips, Grüße aus Hamburg in die Welt. So ist das also hier, sogar das Brot wird dir aus den Händen gerissen. Helge kramt ein Pflaster aus der Schublade, aber die Dame pfeift auf seine Hilfe, droht zu kollabieren, faselt von Tollwut, ihrem Anwalt, die Rettung wird verständigt, ihr Blutdruck steigt ungünstig hoch. Die Möwen streiten sich in sicherer Entfernung um die Beute, bald ist sie verschlungen. Die Verlierer picken die letzten Spuren des Verbrechens auf. Ihr Opfer ist bereits verladen, die Show geht dem Ende zu. Alle sind bereit für einen Neuangriff. Dann beginnt der erste im Publikum seine Uhr zu vermissen, der zweite seinen Geldbeutel. Die Möwen lachen, flattern auf, drehen eine Siegerrunde über dem Hafen. Die Zweitbesetzung am Boden ist längst spurlos verschwunden.

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