Ich habe viele belesene und eloquente Personen in Hamburg kennengelernt, manchmal in Verbindung mit meiner Tätigkeit als Hamburger Gast, wie Ulf Busse von der Bergedorfer Zeitung, oder Maximilian König, einen angehenden Journalisten, der an der Henri Nannen Schule studiert, manchmal aber auch zufällig. Wie mittags beim Lieblingsvietnamesen, als ich Alexander Klar von der Kunsthalle auf seinen schönen Schal angesprochen hatte und ihn gefragt, ob er ihn selbst gestrickt hatte. Mir war klar, dass ich diesen sympathischen Herrn irgendwo schon gesehen hatte, aber erst nach einer Weile fiel mir ein, wer er war.
Ich habe Personen getroffen, die ganze wissenschaftliche Bücher geschrieben haben, wie Karsten Strey und das Buch der Gifte, und solche, die mit Architektenplänen unterm Arm ganz aus Basel kamen, um ihre Projekte in Hamburg vorzustellen, wie Emmanuel Christ.
Keiner Frage sind sie ausgewichen, keine Schwierigkeit haben diese Personen umschifft. Immer, wenn ich sie in ein Gespräch verwickelt habe, haben sie gezeigt, wie viel Phantasie, Empathie und Energie sie haben.
Aber sie haben es nicht geschafft, meinen Namen richtig auszusprechen. Auch wenn sie vorher gefragt haben, wie es geht, und ich versucht habe, es ihnen beizubringen, lief es einfach nicht rund. Katelijne.
Das hat jetzt ein Ende. Denn man spricht ihn aus wie “Quarantäne”. Dieses Wort, so wurde mir dieser Tage deutlich, hat genau den gleichen Laut, also die letze Silbe spricht sich gleich aus. Es reimt sich.
Nachts laufe ich durch den alten Obstgarten, der Duft von Kirschblüten hängt leicht und süß in der kalten Luft. Ein Käuzchen spielt Gespenst. Ich setze mich auf einen umgefallenen Apfelbaum und sehe mir den unglaublich klaren Sternenhimmel an, der große Wagen hängt gerade über meinem Kopf, nicht irgendwo überm Horizont wie sonst.
Eine Sternschnuppe rast durch den Himmel. Ich denke an die ganzen Kinder, die kurz vor Weihnachten das Licht der Welt erblicken werden. Sie werden aus einer Krise geboren werden, sie werden stark und schlau sein, sie werden die Welt weiterführen müssen, sie werden ganz besonders originell sein.
Sie werden ihre Gedanken und Ideen übermitteln, sie werden Häuser bauen, so effizient, wie wir sie uns noch gar nicht vorstellen können. Sie werden weiterhin Kunst sammeln, sie hüten und über sie berichten. Über ihre Welt berichten, in Worten, die wir ihnen nicht einmal beibringen müssen. Sie werden Geschichten erzählen von damals, als die Welt geschockt wurde. Als kurz alle Grenzen wegfielen und ein einziges Virus die ganze Welt vereinte.
Einige der Babies werden später mal den Mars besuchen, sie werden mit einem Raumschiff durch das endlose Universum reisen und die Quantenphysik verstehen. Sie werden aus einer unvorstellbaren Ferne auf die Erde schauen und wissen, dass alles gut ist.
Dieser neuen Generation wünsche ich viel Glück. Einen wunderbaren Start in ein neues Leben.
Suchen Sie noch einen Namen? Er reimt sich auf Quarantäne?
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