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So ein Theater

Pepe brauchte den Urlaub. Er ist in die Karibik gefahren. Dort hat er sich unter eine Palme gesetzt, Cocktails getrunken und übers blaue Meer geblickt. Er hat Musik gehört und sich sogar zum Tanzen verführen lassen. Er hat unter dem karibischen Mond getanzt und sich in den warmen Sand gelegt.

Fast hat er sich komplett entspannt, fast hat er es geschafft, die Sorgen am Strand zu lassen, fast hat er bei Sonnenaufgang eine Kokosnuss in der Hand gehalten und sich wie der König der Karibik gefühlt.

Fast.

Denn etwas hat ihn daran gehindert. Etwas ist dazwischengekommen, gerade bevor die komplette Entspannung erreicht wurde. Etwas hat nach ihm gerufen, als er gerade die Augen genussvoll schließen wollte und sich zurücklehnen im warmen Sand…

Die Stadt hat gerufen. Gebietend, eindringlich, nicht laut aber bestimmt. Sie hat keinen Widerspruch geduldet. Durch die Luft kam ihre Stimme, durchs kristallklare Wasser, in seinem Kopf hat sie sich festgesetzt. “Pepe!”

Er hat tief geseufzt, ist hochgekrabbelt, hat den Sand aus den Haaren rieseln lassen und hat sich gestreckt. Denn er musste nach Hause fahren, es warten Aufträge auf ihn. Die Stadtschreiberin hat den Schreibort gewechselt und schreibt ab 2. September im Schmidt-Theater, in der Hausbar.

Da er aufgehört hat zu rauchen und Fleisch zu essen, bewegt er sich leichter als gedacht. Er wundert sich, dass ihm die Reise nicht schwerfällt. Er hofft, dass er dort auf dem Spielbudenplatz einige wertvolle Informationen ausbuddeln kann.

Ich hatte meinen ersten Tag im Schmidt-Theater.

Und gleich vorweg: so geht Gastfreundschaft.

Von dem Moment, als ich da hineingegangen bin, bis zu dem Moment tief in der Nacht, als ich mit einigen Figuranten in der “kleinen Pause” Fritten mit Whisky gegessen habe, fühlte ich mich einfach zuhause.

Während der Vorstellung mit Mary Rose (so heiße ich auch mit Zweitnamen) und Wolfgang Trepper ist mein Herz aufgeblüht. Diese Publikumsnähe, dieses herzliche Auftreten, diese professionelle Art, sich dem Spiel hinzugeben, dieser Abend war ein Geschenk. Und das Publikum aus dem Häuschen.

Man hatte Lust, rote Rosen auf die Bühne zu werfen.

Ich wollte mich danach noch mal in die Hausbar setzen und eine Rezession schreiben, das war dann doch keine gute Idee, so bin ich mit einigen Leuten zu Sabine in die kleine Pause gelaufen. Sie hörte ihren Lieblingssender “80s80s”, und wir mussten uns zurückhalten, wir wären fast auf die Theke gestiegen und hätten getanzt. Sabine war sehr gut gelaunt und die Fritten –hier spricht die Belgierin- waren gut! Der Whisky nicht. Der war richtig schlecht.

Ich merke schon, hier haben die Tage zu wenig Stunden und die Nächte auch. Bald kommt Pepe aus dem Urlaub zurück, ich schaue mich schon mal um, wo ich ihn einsetzen kann. Sabine nickt einverstanden, sie kann ihm einige Insider-Informationen geben. Sie kann ihm auch einen guten Kaffee kochen. Sie hat schon mal von Pepe gehört, dass er gerne Kaffee trinkt. Gut, denke ich, die Arbeit muss verteilt werden.

Ich bin übers einsame Heiliggeistfeld nach Hause gelaufen, auf hohen Schuhen. Das schreibe ich nur, damit Pepe nicht eifersüchtig wird. Denn der Tontechniker hat mich bis ins Karo-Viertel gefahren.

Man kann eine Frau alleine doch nicht durch die Nacht schicken.

Wie ich schon sagte, so geht Gastfreundschaft.

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