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Maya röstet Kaffee

Früher habe ich Büroarbeit gemacht. In Düsseldorf. Ich war Übersetzerin, Fremdsprachenkorrespondentin, Sekretärin, es waren die 90er Jahren. Wir hatten Schulterpolster und schmale Röcke, wir trugen nie Turnschuhe und hatten rote Lippen.

Wir kochten Kaffee in der Büroküche. Für den Chef und für die Partner, die zu Besuch kamen und zum Grappa etwas Aufbauendes brauchten.

Wer hat eigentlich den Kaffee eingekauft? Er war gemahlen und kam in großen Behältern. Wir kannten damals drei bis vier Sorten, aus der Werbung, und es war uns egal, wir waren jung und scherten uns nicht um Kaffee. Wir lebten für die Pausen, die wir in der ersten Frühlingssonne oder im Herbststurm am Rhein verbrachten. Nach der Mittagspause war alles super entspannt, die Chefs hatten gegessen und getrunken und der Stress ließ nach. Bis kurz vor Feierabend, dann kam er manchmal wieder auf wie ein Mistral aus den korsischen Bergen.

Inzwischen ist der Büroalltag wahrscheinlich anders, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man willkürlich Kaffee durch eine Industriemaschine laufen lässt. Ohne Latte.

Ich erinnerte mich wieder an meinen Büroalltag durch Christian Haase. Er erzählte über seine Zeit bei einem großen Kaffeehändler in Berlin. Viele Jahre lang arbeitet er schon mit dem schwarzen Gold. Er weiß, um was es geht. Er fühlt Kaffee, er spricht Kaffee, er lebt Kaffee.

Worauf es ankommt ist die Qualität. Das war früher anders, kein Mensch hat nach Qualität gefragt. Der Kaffee wurde in Thermoskannen geschüttet und wenn man Pech hatte, war er halt alt.

Christian sagt, die Qualität.

Die Qualität ist die Pflanze, die Sonne, das Ernten. Das Trocknen. Die Bohne und die Menschen, die für die Bohne sorgen. Die Menschen die pflücken, trocknen, verpacken, die den Kaffee für ihren Lebensunterhalt bearbeiten. Also ist es die spirituelle Energie? Es ist das Handwerk, sagt er, das ehrliche Handwerk.

Ich habe ihn besucht. Er hat die Maya Rösterei in Hammerbrook. Mit Birthe Haase, seiner Frau, teilt er die Liebe zum Kaffee, zum guten Handwerk, zum fairen Handel. Ich bin ja jetzt Stadtschreiberin, und werde nicht mehr den Büroeinkauf machen müssen, aber hey! Es ist nicht egal, welchen Kaffee man einkauft, und es geht nicht darum, ihn so billig wie möglich zu bekommen. Es geht darum eine faire Haltung zu haben, ein ehrliches Produkt einzukaufen und zu teilen mit den Leuten, mit denen man zusammenarbeitet. Ich hoffe, dass möglichst viele Betriebe sich diese kleine Mühe machen: ihren Angestellten fairen und guten Kaffee bieten und so einfach mal danke sagen für die tägliche Zusammenarbeit.

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