Suchen Sie noch eine Beschäftigung an der frischen Luft, mit 2 Metern Abstand zu anderen Personen, eine naturnahe, meditative und frühlingshafte Tätigkeit, etwas, was Sie noch nie gemacht haben? Suchen Sie eine nützliche Beschäftigung, die nicht zu schwierig ist, aber auch nicht zu banal?
Sie können eine Spargelreihe mieten, sie ist 300 Meter lang und verspricht bis zu 150 kg Spargel. Der Spargel ist gepflanzt und wächst schon aus, aber weil es im Moment schwierig ist, die nötigen Saisonkräfte zu bekommen, können Sie selber ab Ende April im Feld Spargel stechen gehen, unter einem blauen Frühlingshimmel, zusammen mit Ihren Freunden.
Die Felder sind groß genug, um den nötigen Abstand einzuhalten und 150 kg ist eine Menge.
Überlegen Sie schon mal, wen Sie zum Essen einladen, nichts ist so herrlich wie selbstgeerntetes Gemüse, zumal Sie nicht einmal sähen müssen und Unkraut jäten, alles ist schon vorbereitet.
Der Anbieter dieses Projektes ist Hof Oelkers, Sie finden ihn auf Facebook.
Meine Eltern hatten in den 70-er Jahren Spargel im Garten. Im Mai wurde geerntet, der Spargel wurde von seiner Wurzel abgeschnitten, die Wurzel blieb in der Erde und durfte nicht beschädigt werden. Es gab auch immer ein paar Pflanzen, die einfach weiter wachsen durften, so dass im Sommer das zarte, wunderbare Grün im Wind wehte. Gibt es ein schöneres Grün? Feiner und verspielter? Wenn der Spargel auswächst bekommt die Pflanze rote Beeren, die nur halb giftig sind. Man kann sie als Kaffee-Ersatz verwenden, eine Weile lang geht das gut. Sie schmecken aber nicht.
Es gibt 220 Spargelarten, eine davon ist der Gemeine Spargel. Um ihn selber anzubauen, braucht man Klauen. Das sind Spargelpflanzen, die eins bis zwei Jahre alt sind, und wie eine Klaue aussehen. Im Herbst schneidet man die Stängel ab und schmeißt sie weg, wenn die Pflanzen im Frühjahr wieder austreiben, bedeckt man sie mit Erde, bis sie groß genug sind, um geerntet werden zu können. Falls man sie nicht mit Erde bedeckt, bekommt man grünen Spargel. Natürlich kann man sie auch aus Samen großziehen, aber das ist sehr umständlich, so dass Sie eine Weile brauchen werden, bevor Sie das erste Selbstgezüchtete auf den Tisch bringen können und so Ihren Besuch an einem lauwarmen Maiabend beeindrucken. Dafür können Sie dann stolz ein antikes Gemüse servieren. In Trier hat man ein römisches Spargel-Preisschild aus Blei gefunden, aus dem 2. Jahrhundert.
Ich telefoniere mit meinem Bruder und höre auf dem Hintergrund quakende Frösche. Jetzt schon? Er meint, sie sind schon eine Weile dabei. Sie quaken den ganzen Frühling lang, bis tief in den Sommer hinein. Sie quaken nicht nur, wenn sie paaren wollen, sondern es gibt auch Befreiungsrufe. Die ertönen, wenn ein Männchen versehentlich von einem anderen Männchen bestiegen und umklammert wurde.
Es gab schon öfter Gartenfeste bei meinem Bruder, am großen Teich, wo geheimnisvolle Lichter auf dem dunklen Wasser schwimmen und sich die Lampions in den Bäumen leise im Wind bewegen. Feste, die vom Froschfangen beherrscht wurden. Er bezahlt üblicherweise 1 Euro pro gefangenen Frosch. Bevor die Naturschützer jetzt aufschreien und auf die Barrikaden gehen, die Tiere werden ordentlich in Eimern gesammelt und ins Naturschutzgebiet gebracht, gleich nebenan, bei der Krötenwanderung passiert ja nichts anderes. Das Tier wird geschont und nicht zweckentfremdet.
Allerdings hat keiner jemals Geld damit verdient, die Frösche sind unglaublich schlau, sie haben sich nie fangen lassen. Sie werden im Laufe des Abends immer lauter, die Gäste immer ungenauer mit dem Lokalisieren der Tiere, von wegen Dunkelheit und so. An solchen Sommerabenden braucht man keine Musik mehr.
Die Frösche quaken mit bis zu 90 Dezibel.
Wenn der Sommer anfängt, so mein Bruder. Am 20. Juni gibt es ein Fest. Wahrscheinlich.
Ich freue mich schon darauf. Mal sehen, ob man sich dann schon wieder näher kommen darf.
Der Trick ist, man sollte den Froschlaich rechtzeitig entfernen, so ein Fachmann. Das ist natürlich in Deutschland absolut verboten. Man darf den Laich nicht anrühren. Die Tiere stehen unter strengstem Naturschutz. Auch wenn man Schülern in der Klasse zeigen möchte, wie so ein Frosch sich entwickelt, macht man sich strafbar, die Bußgelder können bis zu 65.000 Euro betragen.
Kein Kind der Welt sitzt diesen Frühling in der Klasse. Keine Lehrkraft wird in Versuchung geraten, illegale Substanzen mit in die Schule zu bringen. Die Schüler können jetzt alleine oder mit ihren Eltern spazieren gehen und die Natur direkt erleben. Sie können im Park an einem schattigen Weiher zusehen, wie sich der schimmernden Froschlaich entwickelt.
Die Kinder können endlich selber mit dem Hund spazieren gehen. Sie können lernen, wie man Haustiere versorgt, den Hamsterkäfig saubermachen, den Kaninchenstall. Sie können Erdbeeren pflanzen, oder vielleicht gar Spargel stechen. Den mögen sie natürlich nicht, er ist glitschig, labberig und flutscht von der Gabel. Aber man darf ihn mit den Händen essen. Man darf auch einen Korb mit Spargel füllen, mit einem feuchten Geschirrtuch bedecken und der Oma vor die Haustür stellen. Vielleicht mit einem kleinen Brief dazu oder eine Zeichnung. Blaue Luft, eine strahlende Sonne, keine Osterhasen.
Die Kinder werden ein Schuljahr verpassen, dafür aber die Eltern beobachten, vielleicht Verantwortung für die Großeltern spüren. Andere Bewegungsformen kennenlernen, einen anderen Rhythmus. Endlich mal richtig schlafen können.
An Osterhasen denkt gerade kein Mensch. Die sind vor-Corona. Wer glaubt denn jetzt noch an Hasen, die mit bunten Eiern durch den Tag hüpfen? Das Kind zeichnet echte Hühner, mit echten Eiern.
Vielleicht zeichnet es Froschlaich oder Kaulquappen, Regenwürmer, Kletterbäume, Apfelblüte. Schrebergartenglück.
Hauptsache, es zeichnet sich seine Welt ganz neu.
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